Nein zum Krieg, Nein zum Militarismus und Nein zur Islamischen Republik

Uns ist klar, dass die Islamische Republik im Schatten der kriegstreiberischen Politik und der Schaffung einer “KriegsatmosphĂ€re” in Iran kein anderes Ziel verfolgt, als die sozialen Bewegungen zu unterdrĂŒcken, um die Krise der LegitimitĂ€t ihres Regimes zu ĂŒberwinden, die sie durch den revolutionĂ€ren Aufstand „Frau, Leben, Freiheit“ endgĂŒltig verloren hat. Wir glauben, dass die kriegstreiberische Politik der Regierungen des Irans und Israels darauf abzielt, ihre eigene Legitimationskrise zu lösen und ihre inneren Krisen zu ĂŒberwinden. Dies Ă€ußert sich in Stellvertreterkriegen oder BodenkĂ€mpfen sowie in Bombardierungen und Raketenangriffen.

Nach den jĂŒngsten Raketenangriffen der iranischen Regierung auf Israel, als Reaktion auf die Ermordung von Befehlshabern der Revolutionsgarde und ihrer verbĂŒndeten Parteien, hat die Gefahr von israelischen VergeltungsschlĂ€gen zugenommen. Wir können mit Sicherheit sagen, dass ein Krieg gegen Iran nicht nur keine Demokratie und keine Befreiung aus den FĂ€ngen der Islamischen Republik bringen wird, sondern auch die bisherigen Errungenschaften der sozialen Bewegungen und des jĂŒngsten revolutionĂ€ren Aufstandes vernichten, Zerstörung und Massaker, insbesondere an Frauen und Kindern, verursachen und weitere Kriege in der Region entfachen wird. Dieser Krieg wird den Menschen im Iran und in der Region keine Demokratie bringen. Die Befreiung von der unterdrĂŒckenden und hinrichtenden Islamischen Republik kann nur durch einen revolutionĂ€ren Wandel der iranischen Bevölkerung und im Kampfverbund mit Revolutionen im Nahen Osten erreicht werden.

Ein Jahr nach Beginn des brutalen Völkermords im Gazastreifen nach dem Verbrechen am 7. Oktober hat sich das Gesicht des Nahen Ostens verĂ€ndert. Israel hat seine Angriffe auf das Westjordanland ausgeweitet und Raketen auf den SĂŒden des Libanon und den Jemen abgefeuert. Der Gazastreifen wurde mit seinen KrankenhĂ€usern und Schulen zerstört, ĂŒber 42.000 PalĂ€stinenserinnen sind getötet und 96.000 verletzt worden, von denen die Mehrheit Frauen und Kinder sind. Über 46.000 schwangere palĂ€stinensische Frauen im Gazastreifen sind von Hunger, dem Fehlen medizinischer Versorgung und der Versorgung ihrer Kinder bedroht. Die Auswirkungen des Krieges im Nahen Osten auf Frauen sind tiefgreifend und facettenreich, und die bestehende soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheit gegen Frauen wird durch die Zunahme der kriegsbedingten Gewalt verstĂ€rkt. In der gegenwĂ€rtigen schwierigen wirtschaftlichen Lage sind viele Frauen zu den einzigen ErnĂ€hrerinnen ihrer Familien geworden. Laut internationalen Berichten sind Frauen im Gazastreifen allgemein und auch in israelischen GefĂ€ngnissen von Gewalt und sexuellen Übergriffen betroffen. Die Vertreibung von ĂŒber einer Million PalĂ€stinenserinnen belastet ihr Leben, insbesondere das der Frauen und Kinder, zusĂ€tzlich. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der verheerenden Auswirkungen des Krieges auf das Leben von Frauen und Kindern.

35 UN-Expertinnen haben anlĂ€sslich des Jahrestages des Angriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 und des israelischen Angriffs auf die palĂ€stinensische Bevölkerung sowie des Völkermords in Gaza und der Ausweitung von Krieg und Gewalt auf andere besetzte palĂ€stinensische Gebiete und andere LĂ€nder der Region in einer ErklĂ€rung ein Ende des Gewaltzyklus und sofortige Maßnahmen zur Rechenschaftspflicht der Verantwortlichen fĂŒr Mord, Geiselnahmen und sexuelle Gewalt gegen Frauen durch die Hamas und Israel gefordert. Diese Expertinnen fordern in der ErklĂ€rung zur Lösung der Krise “die RĂŒckkehr der Geiseln nach Hause, die Einstellung der Bombardierungen und die sofortige Bereitstellung von Hilfe”. Doch was in dieser und allen anderen ErklĂ€rungen verschwiegen wird, ist die Frage der RĂŒckkehr der palĂ€stinensischen Vertriebenen in ihr Heimatland. Solange dies nicht möglich ist, wird die Gewalt weiter anhalten.

Auf der anderen Seite hat der von den USA und der EuropĂ€ischen Union unterstĂŒtzte Völkermord Israels in imperialistischen und anderen LĂ€ndern eine so starke SolidaritĂ€tsbewegung mit dem palĂ€stinensischen Volk hervorgerufen, wie es sie in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben hat. Diese SolidaritĂ€tsbewegung ist trotz der brutalen UnterdrĂŒckung durch die Polizei und der UnterdrĂŒckung der Studierendenbewegung ein Wendepunkt in der Bewusstseinsbildung unter der jungen Generation geworden. Antizionistische jĂŒdische Organisationen wie die „JĂŒdische Stimmen fĂŒr Frieden im Nahen Osten“ kĂ€mpfen in Europa und Amerika gegen die Verbrechen der israelischen Regierung und ihre kolonialistische Politik, was hoffnungsvoll stimmt.

Wir, 21 unabhĂ€ngige Frauenorganisationen mit feministischer Ausrichtung, kĂ€mpfen fĂŒr ein Ende der Gewalt und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Region des Naher Ostens und gegen die grundlegenden Ursachen der Krise, die seit mehr als sieben Jahrzehnten Krieg und Militarismus in die Region gebracht haben. Daher stehen wir in Verteidigung des Lebensrechts fĂŒr die RĂŒckkehr der palĂ€stinensischen Vertriebenen und fĂŒr die Schaffung von Frieden in der Region gegen Diktatur, Kolonialismus, Besatzung, Fundamentalismus in all seinen Formen und gegen imperialistische Interventionen an der Seite der fortschrittlichen Bewegungen in der Region, insbesondere der Frauenbewegungen, fĂŒr grundlegende VerĂ€nderungen – ohne die Gewalt palĂ€stinensischer Gruppen und der Besatzungsarmee Israels gleichzusetzen oder zu ignorieren. Denn eine feministische Haltung lehnt jede Form von Gewalt, geschlechtsspezifische und rassistische Apartheid sowie jede Form der Herrschaft ab. Deshalb erklĂ€ren wir, dass wir in SolidaritĂ€t mit den Frauen der Region gleichzeitig fĂŒr unsere eigene Befreiung unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ weiterkĂ€mpfen.

  1. Oktober 2024
    Unterzeichner:

Verein „Gemeinsam fĂŒr die Gesundheit der Frauen“
Verein „Freie iranische Frauen“
Verein „Iranische Frauen in Dallas“
Verein „Iranisch-Deutsche Frauen in Köln“
Iranische Frauenverein „Parto e. V.“
Verein „Frauen in Montreal“
Bewegung „MeToo Iran“
Kreis der iranischen Frauen fĂŒr weltweite Zusammenarbeit (ICWIN)
Frauen fĂŒr Freiheit und nachhaltige Gleichheit
Iranische Frauenaktivistinnen im Exil – Berlin
Frauenrechtsorganisation IKWRO
Organisation „Frauenbefreiung“
„AlltĂ€glicher Feminismus“
Kollektiv „Frau, Leben, Freiheit“ Rom
Komitee fĂŒr Geschlechtergleichstellung der SolidaritĂ€t der iranischen Republikaner
Gruppe „Vereinte Linke Frauen“
„IWIN“ aus Nordkalifornien
„Gruppe der Frauen in Nordkalifornien“
„Gruppe fĂŒr Frauenstudien in Orange County“
Organisation „Manao fĂŒr LGBTQI+“
Frauentribunal Hannover