Krieg und Hinrichtungen – zwei Seiten derselben Medaille
Wir, 23 unabhängige iranische Frauenorganisationen, äußern unsere tiefe Besorgnis über die katastrophale Lage politischer Gefangener. Zu beobachten sind eine neue Welle von Verhaftungen und Hinrichtungen sowie sicherheitsbezogener Anklagen, die zur Unterdrückung sozialer Bewegungen genutzt werden.
Durch den militärischen Angriff Israels auf den Iran und dem Beginn des Krieges – sowie einem Waffenstillstand, der angesichts der Vorgeschichte, sowohl der israelischen als auch der iranischen Regierung, äußerst fragil und temporär ist – wurde nicht Sicherheit, sondern vielmehr eine verstärkte Repression durch das iranische Regime befördert.
Die Verbrecher, die von jenseits der Grenze schießen, und die Verbrecher, die diesseits töten, teilen sich die Gewalt untereinander auf.
Die Bombardierung des Evin-Gefängnisses durch Israel hat die Umsetzung des Plans zur „Verlegung politischer Gefangener“ beschleunigt – insbesondere die Verlegung von weiblichen Gefangenen ins berüchtigte Gefängnis Qarchak in Varamin – ein Gefängnis, das die Insassinnen selbst als das „Ende der Welt“ bezeichnen. Ein Ort, der für keinen Menschen – unabhängig von der Anklage – geeignet ist. Auch die Zwangsverlegung politischer Gefangener an unbekannte Orte ist äußerst besorgniserregend.
Schon in den 1980er Jahren führte der Irak-Iran-Krieg nicht zu einer Beruhigung im Land, sondern endete in Folter und massenhaften Hinrichtungen. Dieselbe Logik, dieselbe Sprache, dieselben Unterdrückungsinstrumente sind heute wieder aktiv.
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Waffenstillstands verabschiedete das iranische Parlament ein Gesetz zur „Verschärfung der Strafen für Spionage“, gestützt auf die „Kriegsbedingungen“, die für das Regime der Islamischen Republik stets eine „Gunst“ waren. Bezeichnungen wie „Verräter“, „Landesverräter“ und „israelischer Spion“ sind erneut zu offiziellen Werkzeugen der Unterdrückung und Verfolgung geworden.
Innerhalb von nur zwölf Kriegstagen wurden drei kurdische Grenzträger (Kolbars) und Dutzende weitere Gefangene wegen angeblicher Spionage für Israel hingerichtet. Etwa 800 Personen wurden mit ähnlichen Anschuldigungen festgenommen, darunter drei afghanische Migranten, die durch erzwungene Geständnisse zu Hauptopfern des Regimes wurden. Auch die großangelegte Abschiebung afghanischer Migrant:innen ist Teil derselben repressiven Politik.
Neben den zunehmenden Repressionen verschärfen sich auch die wirtschaftliche Krise und die Umweltzerstörung – sie machen das Leben für die Mehrheit der Bevölkerung zunehmend instabil.
Straßensperren, Massenverhaftungen, Todesurteile und die Verlegung politischer Gefangener zeigen mit ihrer institutionalisierten Gewalt die Eskalation von Kontrolle, Ausschaltung von Oppositionellen und die beschleunigte Vollstreckung bereits verhängter Todesurteile. Sie wollen den „Gott der 1980er“ zurückbringen. Wir kennen dieses Muster.
Alle, die kämpfen, ihre Stimme erheben, sind nun in Gefahr.
Frauen stehen im Zentrum dieser doppelten Gewalt: von den Verlegungen nach Qarchak bis zu den Körpern, die unter dem Zwang zum Hidschab, unter Armut und politischer Repression regelrecht zerdrückt werden.
Laut Berichten verschiedener Menschenrechtsorganisationen wurden allein bis Mai 2025 mindestens 478 Menschen im Iran hingerichtet.
Es ist kein Zufall, dass die Gefangenen der Kampagne „Dienstage gegen Hinrichtung“ gewarnt haben: „Angesichts der Kriegsbedingungen ist das Leben der Gefangenen ernsthaft in Gefahr. Wir rufen das ehrenwerte und mutige Volk auf, mit allen Mitteln die Freilassung der Gefangenen zu fordern – insbesondere durch Versammlungen vor den Gefängnissen. Lasst die Gefangenen nicht allein!“
Wir rufen mit vereinter Stimme:
Nein zu Krieg!
Nein zur Besatzung und zum Völkermord!
Nein zu Repressionen und Gewalt!
Entschiedene Verurteilung des militärischen Angriffs Israels, der USA und ihrer Verbündeten!
Sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen!
Aufhebung aller Todesurteile!
Nein zum unterdrückerischen und kriegstreibenden Regime der Islamischen Republik Iran!
Widerstand ist Leben!
Frau, Leben, Freiheit!
- Juni 2025 / 7. Tir 1404
Unterzeichnerinnen: Unabhängige iranische Frauenorganisationen
Alltäglicher Feminismus“
Bewegung „#MeToo Iran“
Frauen für Freiheit und nachhaltige Gleichheit
Frauengruppe Nordkalifornien
Frauenvereinigung in Montreal
Frauentribunal e. V.
Forum iranischer Frauen in Wien
Gemeinnützige Organisation IWIN – Empowerment der Frauen durch Kunst
Gruppe der vereinten linken Frauen
Iranisch-deutscher Frauenverein Köln e. V.
Iranische Aktivistinnen im Exil – Berlin Iranischer Frauenverein Parto e. V. Kampagne zur Beendigung von Ehrenmorde Kollektiv „Frau, Leben, Freiheit“ in Rom Komitee für Geschlechtergleichheit der Solidarität der Republikanerinnen Irans
Kreis iranischer Frauen für globale Zusammenarbeit (ICWIN)
Organisation „Befreiung der Frau“
Organisation der LGBTQI+ „Manav“
Organisation für Frauenrechte, IKWRO
Studiengruppe für Frauen in Orange County
Vereinigung „Zusammen für die Gesundheit der Frauen“
Vereinigung freier iranischer Frauen
Vereinigung iranischer Frauen in Dallas